Mehr Platz fürs Radfahren in der Schönbrunner Straße
Denn: Klimaschutz braucht Maßnahmen
Straßen sind nicht nur für Autos da, sondern vor allem für Menschen!
In Meidling ist die Schönbrunner Straße im Grunde zweigeteilt: Zwischen der Meidlinger Hauptstraße und der Kreuzung beim Sechshauser Gürtel ist sie als Fortführung der Westeinfahrt nach Wien eine der meistbefahrenen Durchzugstraßen des Bezirks. Der ruhige Abschnitt im Tivoliviertel zwischen der Meidlinger Hauptstraße und der Grünbergstraße bietet mit seinen Bäumen und Tempo 30 ein gänzlich anderes Bild. Hier finden sich verschiedene, kleinere Geschäfte, Lokale mit Gastgärten, ein Supermarkt und das einzige Theater dieses wunderbaren Bezirks. Dennoch lädt die Straße hier kaum zum Verweilen ein, und auch die Radinfrastruktur lässt sehr zu wünschen übrig. Denn Radfahren in beide Richtungen ist nur bis zur Rotenmühlgasse möglich. Danach müssen Radler:innen großräumig ausweichen. In anderen Worten: Klimafreundliche Fortbewegung ist nur abschnittsweise möglich. Das muss sich dringend ändern!
Einbahnöffnung: Eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung

Wir Meidlinger Grüne fordern daher: Radfahren muss stadteinwärts auch ab der Rotenmühlgasse bis zur Ruckergasse gegen die Einbahn möglich sein. Und anschließend braucht es eine sichere Anbindung an den Wientalradweg.
Warum? Erstens: Radfahren ist eine klimafreundliche Alternative. Entsprechend seiner Bedeutung für eine klimaneutrale Zukunft sollte es so attraktiv wie möglich sein. Radfahren verursacht keine Emissionen, keinen Feinstaub, keinen Lärm. Ohne konkrete Maßnahmen werden wir das Wiener Klimaziel – bis 2040 CO2-neutral zu sein und dafür den motorisierten Verkehr schrittweise zu reduzieren – nicht erreichen. Weniger Lärm und bessere Luft erhöhen die Lebensqualität und damit auch die Gesundheit. Bei einer Verkehrserhebung durch Studierende der BOKU wurde im Vorjahr vor allem nächtliche Lärm durch Autos als eine der wesentlichsten Belastungen durch die Anrainer:innen genannt. Radfahren ist sanfte Mobilität, und sollte allen Menschen von klein an offenstehen. Zweitens ist Radfahren die optimale Art, kurze Wege in der Stadt zurückzulegen. Es wird Zeit, dass wir dafür auch entsprechend Platz schaffen. Und drittens profitiert nicht zuletzt auch der lokale Handel: Wie viele Fahrzeuge passen auf einen Kund:innenparkplatz? Ein Auto – oder acht Räder! Die Einbahnöffnung in der Schönbrunner Straße ist eine einfach umzusetzende Maßnahme, um Radfahren vor Ort attraktiver zu machen.
In Europas Städten liegt veränderung in der luft
Corona hat europaweit die Budgets für die Förderung des Radverkehrs beflügelt – außer in Wien. Hier sollen 60 Millionen Euro in die Errichtung der Stadtstraße und weitere Milliarden in den Lobautunnel fließen. Auch in Meidling vernachlässigt die SPÖ die Förderung klima- und menschenfreundlicher Mobilität. Andere Städte sind hier bereits viel weiter: Im Zentrum von Brüssel gelten seit letztem Jahr Tempo 20 für Autos und Vorrang für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Autospuren wurden in Radspuren umgewandelt. In Paris gilt fortan das Motto „Stadt der 15 Minuten“: alles, was Menschen im Alltag brauchen soll innerhalb von 15 Minuten ohne Auto erreichbar sein. Der öffentliche Raum wird innerhalb der Stadt zunehmend autofrei – und steht damit wieder für die Menschen zur Verfügung. Einen spannenden Ansatz verfolgt die belgische Kleinstadt Gent mit ihren „lebenden Straßen“ (living streets). Hier werden auf Wunsch von Anrainer:innen Straßen für einen bestimmten Zeitraum teilweise oder ganz für den Autoverkehr gesperrt. Die Anwohner:innen können den öffentlichen Raum vor ihrer Haustüre selbst gestalten und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren.
Seien wir mutig – schaffen wir mehr lebensqualität im öffentlichen raum!
Der Ausbau der Radwege ist jedoch nur ein erster Schritt. Straße kann noch viel mehr sein als nur ein Raum zur Fortbewegung und ein Parkplatz, sondern auch ein Ort der Begegnung, des Spielens, des Verweilens. Gelebte Nachbarschaft vor der Türe und sanfte Mobilität machen die Straße als öffentlichen Raum erst so richtig lebenswert. Und gerechter ist es auch: Immerhin besitzen in Wien zwei Drittel aller Bewohner:innen gar kein Auto. Andere Städte machen es vor. Wir können das auch.